
Inklusion

In Bayern wurde 2011 die Inklusion im Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz (BayEUG) verankert. An Förderschulen, speziellen Schulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen und allgemeinen, inklusiven Schulen werden unter Beratung des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes (MSD-Hören bzw. MSD-Autismus) individuelle Fördermaßnahmen, Nachteilsausgleiche, Notenschutz und spezielle Unterrichtsanpassungen für eine bestmögliche Inklusion von Schülern mit Auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) und Autismus umgesetzt. Der MSD unterstützt dabei Schüler, Eltern und Lehrkräfte, um die Kommunikations-bedingungen zu verbessern, bei der Entwicklung von Lern- und Arbeitsstrategien zu helfen und psychosoziale Probleme zu bewältigen.
Pädagogische Maßnahmen bei AVWS
Sehr leicht ablenkbar durch Straßengeräusche / Nebengeräusche/ herunterfallende Arbeitsmaterialien durch schnelle Gesprächswechsel
-
Persönliche Ansprache
Schnelles Sprechen, d.h. Verständnisschwierigkeiten oder Missverständnisse
-
Langsames Sprechen zum Schüler gewandt
Rückzug bei großer Lautstärke und bei „Durcheinandersprechen“
-
Einhaltung von Gesprächsregeln
Verfügt bei 65dB trotz FM-Anlage nur über ein Sprachverständnis von ca. 70%-80%, die restlichen 20%-30% des Gesprochenen müssen kontinuierlich über Kontextverstehen gedanklich ergänzt werden
-
Beachtung von Ermüdung bzw. „Abschalten“
​

Liste möglicher Herausforderungen und geeigneter pädagogischer Maßnahmen für mit
AVWS betroffene Schüler und Lehrkräfte:
Eingeschränkte Selektivität / eingeschränktes Hören der Mitschüler (Fragen und Antworten) im Störlärm, wer spricht wo?
d.h. versteht auffällig schlechter im Klassenverband und bei Nebengeräuschen, als in der 1:1-Situation
-
Fragen & Antworten seitens der Lehrkraft wiederholen
-
Drehstuhl, um sich zu den Mitschülern nach hinten drehen zu können
-
„Erlauben“ des Nachfragens beim Nachbarn
Stark verkürzte auditive Merkspanne
d.h. verlangsamte Verarbeitung von auditiven Stimuli und verzögerte Reaktion darauf
d.h. Große Herausforderungen beim Auswendiglernen (Vokabel, Gedichte, Jahreszahlen, etc.)
-
Zeit zum Nachdenken geben und warten, um Beteiligung am Unterricht zu ermöglichen
-
Sinn & Nutzenprüfung des auswendig zu Lernenden, weniger Umfang, mehr Lernzeit, individuelle Lösung
Eingeschränktes dichotisches Hören & mangelhafte Abspeicherung gehörter Informationen
d.h. verliert bei verbaler Unterrichtsform den „roten Faden“, kann nicht gleichzeitig auf mehr als einen Sprecher achten
-
Bei wichtigen Themen z.B. für Klassenarbeiten aktiv zum Zuhören auffordern (Erkennungszeichen)
-
Beachtung bei mündlichen Klassenarbeiten, Teamarbeit sowie Gruppendiskussionen im Unterricht
-
Gleichzeitigkeit von Hören und Schreiben nicht leistbar
​
​
Verfügt bei 65db ohne FM-Anlage über weniger als 50% Sprachverständnis, so dass Inhalte kaum gehört noch verstanden werden
-
Z.B. in Sporthallen, Schwimmbädern
Inhalte von Filmen und Hörbeispielen, wenn sie nicht über den Multimedia Hub wiedergegeben, können auditiv ebenfalls nur lückenhaft gehört werden
-
Links zu Audio-visuellen Medien vorab zusenden
Inklusive Bildung
Trotz positiver Beispiele bleibt die Inklusion an Gymnasien eine Herausforderung. Viele Schulen fühlen sich noch nicht ausreichend vorbereitet, und es mangelt oft an spezifischem Fachwissen und Ressourcen.
Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass eine inklusive Beschulung nicht nur den betroffenen Schülern zugutekommt, sondern auch das soziale Miteinander und die Unterrichtsqualität insgesamt verbessern kann.
Für Betroffene ist der Schulalltag oft ein Puzzle aus verschiedenen Herausforderungen. Sie müssen nicht nur mit den fachlichen Anforderungen zurechtkommen, sondern auch mit sozialen und emotionalen Aspekten.
​
Studien zum Leben mit Teilleistungsstörungen zeigen, dass viele Betroffene unter Stress, Erschöpfung und manchmal auch unter sozialer Isolation leiden. Gleichzeitig bringen sie oft besondere Stärken mit, wie erhöhte Aufmerksamkeit für visuelle Details oder kreative Problemlösungsansätze.​

Die erfolgreiche Inklusion erfordert ein Zusammenspiel vieler Kräfte: Lehrer, Mitschüler, Eltern, Schulleitung und externe Fachkräfte müssen an einem Strang ziehen. Es geht darum, individuelle Unterstützung im Unterricht aber auch zu Hause bei der Nacharbeit zu bieten, ohne die Betroffenen zu stigmatisieren. Gleichzeitig profitieren alle von einem inklusiven Umfeld, das Vielfalt als Bereicherung versteht und jedem die Möglichkeit gibt, seine Stärken einzubringen.